Discussion:
Frage zu Tracking mittels Messung des Nutzerverhaltens
(zu alt für eine Antwort)
Helmut Richter
2023-11-19 22:38:40 UTC
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Im letzten Jahr habe ich mal einen Artikel über Tracking mittels Messung des
Nutzerverhaltens von Webseiten gelesen. Es geht darum, dass *während des
Eintippens* von Information auf eine Webseite, z.B. in ein Formular, das
gesamte Tippverhalten vom Betreiber der Webseite gemessen wird, insbesondere
während des Tippens korrigierte Tippfehler (auch Umentscheidungen, was
getippt wird) sowie Reaktionszeiten und Tippgeschwindigkeit. Es geht also um
Information, die beim Abschicken des Formulars bereits nicht mehr darin
stand.

Mein Problem ist: ich finde den Artikel nicht mehr und weiß auch nicht,
welchen Namen genau *diese* Art des Trackings hat. Deswegen kann ich auch
schlecht per Suchmaschine danach suchen, und es ist auch möglich, dass manche
Suchmaschinenbetreiber gar kein Interesse daran haben, dass der breite
Einsatz solcher Trackingmethoden bekannt werden. Meine Frage: weiß jemand,
wovon ich spreche, wie das heißt, und wo man darüber Informationen auf nicht
zu speziellem Niveau findet?
--
Helmut Richter
Andreas M. Kirchwitz
2023-11-20 14:05:06 UTC
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Post by Helmut Richter
Im letzten Jahr habe ich mal einen Artikel über Tracking mittels Messung des
Nutzerverhaltens von Webseiten gelesen. Es geht darum, dass *während des
Eintippens* von Information auf eine Webseite, z.B. in ein Formular, das
gesamte Tippverhalten vom Betreiber der Webseite gemessen wird, insbesondere
während des Tippens korrigierte Tippfehler (auch Umentscheidungen, was
getippt wird) sowie Reaktionszeiten und Tippgeschwindigkeit. Es geht also um
Information, die beim Abschicken des Formulars bereits nicht mehr darin
stand.
Gibt es dafür einen besonderen Namen? Diese Input-Analyse ist seit
vielen Jahren doch alltäglich und normal, auch Mausbewegungen werden
aufgezeichnet. Sofern wir hier mal positive Absichten unterstellen,
geht es schlicht darum, Websites oder Bedienoberflächen optimal
an die Nutzer anzupassen. Eines der größten Probleme bei Websites
ist, dass Nutzer nicht damit klarkommen, wie der Webdesigner es
sich ursprünglich gedacht hat. Nutzer brechen z.B. entnervt
eine Bestellung im Online-Shop ab, weil sie die Bedienung nicht
verstehen oder zu umständlich finden.

Weil heutzutage viele Websites sich dynamisch anpassen und z.B.
Formulare bei jeder kleinsten Aktion sofort Vorschläge zur
Vervollständigung machen, fallen zwangsweise viele Daten an,
darunter auch Fehleingaben. Das ist schon seit vielen Jahren so,
dass man aufpassen muss, was man tippt, auch wenn man es am Ende
so nicht abschickt. Die Gegenseite kann alles mitspeichern.

Wie gesagt, völlig normale Sache, so funktioniert das heute halt.
Braucht es dafür einen extra Namen? "Alltag" :-)

Grüße, Andreas
Helmut Richter
2023-11-21 09:58:23 UTC
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Post by Andreas M. Kirchwitz
Gibt es dafür einen besonderen Namen? Diese Input-Analyse ist seit
vielen Jahren doch alltäglich und normal, auch Mausbewegungen werden
aufgezeichnet.
[...]
Wie gesagt, völlig normale Sache, so funktioniert das heute halt.
Aus „alltäglich und normal“ auf „anständig und legal“ zu schließen ist
gerade beim Thema dieser Gruppe manchmal gewagt.
Post by Andreas M. Kirchwitz
Sofern wir hier mal positive Absichten unterstellen,
geht es schlicht darum, Websites oder Bedienoberflächen optimal
an die Nutzer anzupassen. Eines der größten Probleme bei Websites
ist, dass Nutzer nicht damit klarkommen, wie der Webdesigner es
sich ursprünglich gedacht hat. Nutzer brechen z.B. entnervt
eine Bestellung im Online-Shop ab, weil sie die Bedienung nicht
verstehen oder zu umständlich finden.
Muss man für diesen Zweck das gemessene Verhalten einzelnen Benutzern
zuordnen? Falls das doch getan wird, muss das dann in der
Datenschutzerklärung mit aufgeführt werden? Dürfen die Schlüsse, die über
den einzelnen Benutzer gezogen werden (bremst die Mausbewegung beim Lesen
welcher Schlagworte), zusammen mit anderen persönlichen Daten an die
Werbeindustrie verkauft werden? Genügt dafür die Behauptung eines
„berechtigten Interesses“ nach DSGVO Art.6 Abs.1 Bst.f?
Post by Andreas M. Kirchwitz
Weil heutzutage viele Websites sich dynamisch anpassen und z.B.
Formulare bei jeder kleinsten Aktion sofort Vorschläge zur
Vervollständigung machen, fallen zwangsweise viele Daten an,
darunter auch Fehleingaben. Das ist schon seit vielen Jahren so,
dass man aufpassen muss, was man tippt, auch wenn man es am Ende
so nicht abschickt. Die Gegenseite kann alles mitspeichern.
Und was sie kann, darf sie auch.
--
Helmut Richter
Andreas M. Kirchwitz
2023-11-21 10:52:48 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Andreas M. Kirchwitz
Sofern wir hier mal positive Absichten unterstellen,
geht es schlicht darum, Websites oder Bedienoberflächen optimal
an die Nutzer anzupassen. [...]
Muss man für diesen Zweck das gemessene Verhalten einzelnen Benutzern
zuordnen? Falls das doch getan wird, muss das dann in der
Datenschutzerklärung mit aufgeführt werden? Dürfen die Schlüsse, die über
den einzelnen Benutzer gezogen werden (bremst die Mausbewegung beim Lesen
welcher Schlagworte), zusammen mit anderen persönlichen Daten an die
Werbeindustrie verkauft werden? Genügt dafür die Behauptung eines
„berechtigten Interesses“ nach DSGVO Art.6 Abs.1 Bst.f?
Meine Aussage war nur, dass die Analyse von Nutzer-Eingaben (auch
den nicht ausdrücklich "abgeschickten") oder allgemein des messbaren
Nutzer-Verhaltens (z.B. Maus-Bewegungen) auf einer Website seit langer
Zeit völlig normal ist. Das ist kein "geheimes Tracking", sondern die
Daten fallen - wie gesagt - im Rahmen dynamisch anpassbarer Websites
notgedrungen an. Und es spricht nach meinem Empfinden wenig dagegen,
wenn Website-Betreiber dies neutral nutzen, um ihre Websites besser
zu gestalten.

Ob man solche Daten einem konkreten Nutzer zuordnet, möglicherweise
über unterschiedliche Websites hinweg, ist eine völlig andere Frage.
Da ist wohl kaum jemand hier ein Befürworter. :-) Es lässt sich aber
de facto nur schwerlich kontrollieren oder verhindern, weil es eben
keine Daten sind, die man künstlich erhebt ohne eine echte technische
Notwendigkeit, sondern die Daten sind zwangsweise schon da aufgrund
der notwendigen Technik, um den Dienst zu betreiben.

Nutzer müssen da also einfach vorsichtig sein. Gesetze helfen hier
nur begrenzt.

Grüße, Andreas

Stefan Claas
2023-11-20 14:28:07 UTC
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Meine Frage: weiß jemand, wovon ich spreche, wie das heißt,
und wo man darüber Informationen auf nicht zu speziellem Niveau
findet?
Ich hatte damals darüber auch gelesen. Gib einfach mal bei Google
'track typing behavior' ein. Dann kommen da einige Sachen, wie
'keystroke dynamics' usw.

Grüße
Stefan
--
----Ed25519 Signature----
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Marco Moock
2023-11-21 10:35:48 UTC
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Post by Helmut Richter
Im letzten Jahr habe ich mal einen Artikel über Tracking mittels
Messung des Nutzerverhaltens von Webseiten gelesen. Es geht darum,
dass *während des Eintippens* von Information auf eine Webseite, z.B.
in ein Formular, das gesamte Tippverhalten vom Betreiber der Webseite
gemessen wird, insbesondere während des Tippens korrigierte
Tippfehler (auch Umentscheidungen, was getippt wird) sowie
Reaktionszeiten und Tippgeschwindigkeit. Es geht also um Information,
die beim Abschicken des Formulars bereits nicht mehr darin stand.
Sowas kann natürlich genutzt werden. Je nach Schreibstil
(Geschwindigkeit, 10-Finger oder 2-Finger, Fehlerrate) lässt sich da
schon was eingrenzen. Ich meine, dass es bei SSH auch deswegen einen
Patch gab, der das Passwort eben nicht exakt so verschickt, wie es
eingetippt wird, damit es schwieriger wird, anhand der Zeiten was zu
erkennen.
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